Der chinesische Kaffeemarkt boomt Statistiken zufolge mit Zuwächsen von bis zu 20%. Innerhalb der nächsten 10 Jahre soll die Volksrepublik in die Riege der weltweiten Top 10 Kaffeemärkte aufsteigen. Das Potenzial ist bedeutend: Während der jährliche Konsum in Shanghai, Guangzhou und Beijing ein Niveau von jährlich 20 Tassen erreicht hat, liegt der landesweite Durchschnitt erst bei fünf bis sechs Tassen. Zudem sind Parallelen zu dem Siegeszug des anregenden Bohnengetränkes im japanischen Markt vor 40 Jahren unverkennbar, einst ein traditionelles „Teeland“ ist der Inselstaat heute eines der Spitzenländer beim Kaffekonsum.
In Chinas Metropolen schießen kleine Cafés aktuell wie Pilze aus dem Boden, und beinahe gilt es, dass keinen Geschäftssinn hat, wer nicht auch eines eröffnet. Große Ketten feuern den Markt zusätzlich an: Nescafé führte mit einer großen Werbekampagne 2016 eine Dolce Gusto Kapselmaschine ein, kurz darauf folgte Pacific Coffee mit einer Maschine im Panda-Look und 2017 zog der chinesische Technologiegigant Xiaomi mit einem Gerät für Nespresso-Kapseln nach. Nespresso dagegen richtete nach dem Motto „Yes! I had a REAL coffee“ in Fünf-Sterne-Hotels wie Park Hyatt oder JW Marriott Kaffeebars ein, Häagen-Dazs preist seinen Affogato an, Pret A Manger seinen Kaffee aus biologischem Anbau und Starbucks eröffnet nach mehreren Millionen US-Dollar Investitionen in Kürze seinen Roastery and Tasting Room in Shanghai.
Zeitgleich findet eine neue Individualisierung beim Kaffeekonsum statt: Costa Coffee bietet seit 2017 auch kalt- und handgebrühte Kaffees an; Konsumenten haben neuerdings die Wahl zwischen Herkunftsland, der Zubereitungsart und der Geschmacksrichtung: „Rich & Intense Sumatran“, „Round & Balanced Colombian“ oder „Sweet & Smooth Kenian“. Kleinere Boutiquebaristas gehen noch einen Schritt weiter, sie rösten nicht nur frisch vor Ort, hier kann man auch einen Filterkaffee aus der Chemex Karaffe bestellen oder für seinen Latte zwischen normaler, fettarmer oder Soja-Milch wählen.
Jüngster Neuzugang in Shanghai ist die kalifornische Kette Peet’s Coffee. Das 1966 in Berkeley gegründete Unternehmen machte sich schon früh einen Namen mit Spezialitätenkaffees und Tees und wurde zum Magnet für Kaffee-Aficionados in der San Francisco Bay Area. „For Coffee Lovers“ heißt es denn auch auf den Werbebannern vor dem ersten chinesischen Standort in der stark frequentierten Donghu Straße. Kaum eröffnet und offiziell noch in der „Soft Opening“-Phase, stehen am Wochenende Schlangen vor dem Geschäft, um zu den allerersten Besuchern zu gehören. Das fördert das eigene Gesicht, und so wird die Wartezeit natürlich mit dem Schießen und Teilen von Selfies in den Sozialen Medien genutzt. Während sich die Schlangen die Beine in den Bauch stehen, strömt frischer Röstgeruch aus dem Café und die Qual der Wahl beginnt: Peet’s bietet neben einem umfangreichen heißen und kalten Standardsortiment die vier Zubereitungsarten Filter, Pressstempelkanne, Chemex und Syphon. Diese wiederum können mit zehn Röstungen kombiniert werden. Hier gibt es beispielsweise einen Yirgacheffe Kochere aus Äthiopien, Coproca aus Ruanda, Poás Doka Estate aus Costa Rica oder einen Batak aus Sumatra im Angebot.
Auch an diesem Wochenende reichen die Schlangen wieder bis weit auf den Bürgersteig. Peet’s Coffee ist das neueste heiße Thema der Stadt, eine „Hot Opening“ im besten Sinne! at
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