Viele Jahre ist der Wettbewerb dem französischen Autobauer Citroën in China davongefahren. Nun versucht das Unternehmen an seinen ursprünglichen Erfolg Anfang der Neunziger anzuknüpfen, als der Marktanteil noch bei knapp 10% lag. Dass die Marke mit dem Zahnrad-Doppelwinkel („double chevron“) hiervon aktuell weit entfernt ist, zeigt ein Blick auf das für 2015 gesteckte Ziel: 3%. Während der Volkswagen Konzern 2011 erstmals mehr als zwei Millionen Fahrzeuge in China absetzte, brachte Citroën gemeinsam mit seinem Partner „Ostwind“, Dongfeng Motor aus Wuhan, gerade einmal 220.000 Autos auf die Straße. Und dieses im Jahr des 20-jährigen Kooperationsjubiläums. Höchste Zeit, die „Avantgarde-Ikone“ des französischen Automobilbaus in dem bedeutenden Zukunftsmarkt China wieder auf Kurs zu bringen.
Speziell für den chinesischen Markt designte Modelle stehen im Zentrum der Aufholbemühungen: Verlängerter Radstand, Stufenheck, aber auch dem Wunsch nach größerer Beinfreiheit im Fond sollen die neuen China-Citroëns Rechnung tragen, die hierzulande Xuetilong (雪铁龙) heißen. Das bedeutet soviel wie „Schnee-Eisen-Drachen“. Daneben scheint sich das von André-Gustave Citroën gegründete Unternehmen auf seine Historie zu besinnen, sein Image, das geprägt ist durch technische und gestalterische Kreativität, Innovation und Avantgarde, sprich einer starken Orientierung an der Idee des Fortschritts und dem Verlassen ausgetretener Pfade. Ganz im Sinne des 1919 gebauten Torpédo Typ A, mit dem der Franzose zum ersten europäischen Großserienhersteller wurde. Zu damaligen Zeiten eine Besonderheit wartete der Mittelklassewagen mit elektrischem Anlasser und Licht sowie Reserverad auf. 1934 machte sich Citroën einen Namen mit dem Frontantrieb im „Traction Avant“, 1955 mit der hypnomatischen Federung und 1967 mit dem Kurvenlicht. Beides im DS, der sogenannten „Göttin“. Heute heißt „créative technologie“ für den Ausstatter französischer Präsidenten dagegen schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, Rückfahrkamera, komplett beheizbare Frontscheibe, Radio mit MP3-Anschluss oder Navigation mit Touchscreen.
Die 90-jährige Geschichte der Innovation, Individualität und Extravaganz ist auch Hauptbestandteil einer aktuellen Werbekampagne in China, dem zweitgrößten Markt des Unternehmens, in der sich Tradition und Zukunft ein Rendezvous geben: In einer „typisch“ französischen Stadtszene, vor einem Café de Paris mit Markise in Citroën Rot stehen ein Torpédo Typ A und das Konzeptfahrzeug Survolt. In den Nebenstraßen gesellen sich weitere Fahrzeugmodelle aus Vergangenheit und Gegenwart hinzu. Gleichwohl sei am Rande angemerkt, dass – basierend auf zahlreichen Studien – französische Fahrzeuge bislang nicht in dem gleichen Maß von dem Ursprungslandeffekt profitieren konnten wie beispielsweise französische Mode, Parfüms oder Weine.
Wichtige Anpassungen an den chinesischen Markt sind vorgenommen. Zwar erst, nachdem der Drache für einen dramatischen Schneeeinbruch bei den „Hähnen“ in der Pariser Zentrale gesorgt hat, doch wenn der Ostwind weiter so kräftig weht und die Zuwächse der vergangenen Jahre durch ansprechende Modelle, Investitionen in Markenbekanntheit – nicht zuletzt zur Unterstützung der 360 Händler in über 200 Städten – und spezifische Kommunikation der Markeninhalte anhalten, bestehen aussichtsreiche Chancen, dass der französische Torpedo sein anvisiertes Ziel nicht verfehlt. at
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